Christoph Strassers Fahrt ins Ungewisse beim Transcontinental Race
Beim self-supported Radrennen quer durch Europa geht es für den sechsfachen Sieger des Race Across America ab dem 24. Juli 2022 nicht von A nach B, sondern von B nach B - von Belgien über 4.000 Kilometer nach Bulgarien. Völliges Neuland für Strasser, und für ihn ein großes Radabenteuer auf Zeit!
Es geht neben Asphalt- auch über viele Schotterstraßen (Fotos: christophstrasser.at)
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Für die heurige achte Ausgabe des Transcontinental Race sind 250 Solofahrer, darunter 30 Damen, und 14 Paare angemeldet. Start ist am 24. Juli in Geraardsbergen (Flandern/BEL), das Ziel in Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Auf der ca. 4.000 km langen Route müssen dazwischen 4 Control Parcours (Krupka CZE, Passo di Gavia ITA, Durmitor MNE, Transalpina ROM) angefahren werden, dazwischen herrscht freie Routenwahl. Zielschluss ist am 8. August.
Christoph Strasser im Bikepacking-Modus unterwegs
Das Transcontinental Race ist das renommierteste „unsupported Ultracycling Race“ der Welt. Es führt quer durch Europa bis zur Küste des Schwarzen Meeres. Im Gegensatz zum Race Across America wird der Steirer hier ohne Betreuerteam, das ihn normalerweise rund um die Uhr betreut, auskommen müssen. Es wird ein Abenteuer, wo er völlig auf sich alleine gestellt sein wird: von der Gepäckmitnahme über die Navigation, Verpflegung und Pausenstrategie muss der Kraubather ohne Hilfe von außen bewerkstelligen.
"Nach meinen beiden Saisonsiegen beim Race Across Italy und Race Around Niederösterreich bereite ich mich intensiv auf das Transcontinental Race vor. Es wird ein Rennen außerhalb meiner Komfortzone und stellt für mich eine komplett neue Challenge dar. Ich weiß, wie man lange mit hohem Tempo radelt, aber ohne Unterstützung von außen ist das etwas ganz anderes", sagt Strasser.
Gegründet wurde das self-supported Radrennen quer durch Europa 2013 von Mike Hall. Der britische Ultradistanzradfahrer gewann selbst einige bekannte Unsupported-Langstreckenrennen, wie beispielsweise die Tour Divide und das TransAm Bicycle Race, und umrundete 2012 mit dem Rad den Erdball in knapp 92 Tagen. Nach seinem tragischen Tod 2017 - unterwegs beim Indian Pacific Wheel Race quer durch Australien wurde Hall von einem Auto überfahren - führen das verbleibende Organisationsteam als "Lost Dot organization" das Race in seinem Sinne fort.
Bei den bisherigen sieben Ausgaben des Transcontinental Race - 2020 und 2021 war coronabedingt keine Austragung möglich - gab es bislang vier unterschiedliche SiegerInnen: Der Belgier Kristof Allegaert (2013, 2014, 2016), Josh Ibbett (2015) und James Hayden (2017, 2018) aus Großbritannien, sowie die Deutsche Fiona Kolbinger, die 2019 unter allen Teilnehmern die Schnellste war.
Viel Neuland für den Steirer
Insgesamt gibt es auf der Strecke vier Checkpoints zu passieren. "Wie wir dort hinkommen ist den Teilnehmern überlassen. Deshalb muss ich meine Route selbst planen. Da gilt es schlaue Wege zu finden, die nicht immer kürzer sind. Manchmal muss ich Umwege machen um Höhenmeter zu sparen. Auch Abkürzungen über Schotterstraßen oder das Ausweichen von viel befahrenen Straßen sind sinnvoll", beschreibt Strasser.
Bei den vier Checkpoints gibt es jeweils kurze, vorgeschriebene Routen, so genannte "Parcours". Dort müssen alle Starter fahren und die Rennleitung lässt sich an diesen exponierten Stellen auch sehr gemeine Herausforderungen einfallen. "Wie zum Beispiel bei Checkpoint 4 in Rumänien, den ich mir diese Woche angesehen habe: Auf der "Strategica" Route muss ich auf einen Berg mit 2.000 Metern über einen 45 Kilometer langen Schotterweg und Wanderweg. Hier kann ich schwer einschätzen, welche Reifen ich nehme, und natürlich will man hier nicht im Dunkeln unterwegs sein. Auch die Menge an Verpflegung ist entscheidend, denn dort oben gibt es keine Einkaufsmöglichkeit. Aber jedes Gramm Gepäck zu viel ist natürlich auch nicht gut."
Beim Rennen sind keine Betreuer und natürlich auch keine Medien, wie TV-Teams oder Fotografen, erlaubt. Einzig ein GPS-Tracking wird es von den Teilnehmern geben.
Christoph beim Streckentest in Rumänien
Und was Christoph Strasser beim Transcontinental Race auch etwas Angst einflösst sind die Wetterbedingungen: krasses Wetter, Unwetter, extreme Hitze. "Wie soll ich mich kühlen, was tun bei Starkregen in der Nacht? Zudem gibt es in diversen Ländern noch Probeme mit der Verständigung, in Rumänien zum Beispiel komme ich mit Deutsch und Englisch nicht durch. Und dann gibt es noch die Themen Einsamkeit, streunende Hunde und was tun, wenn ich keinen Schlafplatz finde, der Grenzübergang geschlossen hat oder die letzte Fähre des Tages, die uns von Rumänien über die Donau nach Bulgarien bringt, bereits abgelegt hat?"
Für die 4.000 Kilometer lange Distanz haben die 350 Teilnehmer- und Teilnehmerinnen 17 Tage Zeit. Dann ist der Spuk vorbei! "In erster Linie will ich sicher ankommen, egal wie lange es dauert. Ohne grobe Komplikationen möchte ich binnen zehn Tagen im Ziel am Schwarzen Meer in Burgas sein. Aber um dieses Ziel zu erreichen gehört sicher auch etwas Glück dazu."
Live Tracking
auf www.transcontinental.cc
Christoph wird während des Rennens - im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten - Updates auf seiner Facebookpage posten:
www.facebook.com/christophstrasser.at
Artikel vom 15.07.2022
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